Auferstanden aus Ruinen

Nominierung des Ford 17m für den Goldenen Klassiker 2023

Im März 2020 sendete uns der nette Vorbesitzer aus Mayen eine E-Mail, dass er noch einen alten Ford Polizeiwagen habe. Diesen wollte er eigentlich selbst restaurieren, finde aber keine Zeit dafür. Nun benötige er den Platz in der Garage und verband damit das Angebot, den Wagen ans Polizeioldtimer Museum zu übergeben.

Zwei Aktive des PMC machten sich auf den Weg in die Eifel, um das angebliche Polizeifahrzeug zu besichtigen. Nach der freundlichen Begrüßung durch den Besitzer, ging es zur besagten Garage. Das Tor wurde geöffnet und da stand er, der „etwas reparaturbedürftige“ alte Ford Polizeiwagen. Befüllt mit zahlreichen Blechteilen und Müll, brauchte es eine Zeit, bis man sich einen ersten Eindruck vom Zustand des Fahrzeugs machen konnte.

Doch dann wurde sehr schnell deutlich, dass dieser Ford unter einem später aufgetragenen Lack tatsächlich tannengrün lackiert war und auch andere Details auf ein früheres Leben als Einsatzfahrzeug hinwiesen. So war beispielsweise die Mittelkonsole eindeutig keine Ford Serienfertigung und bot offensichtlich Platz für ein großes Funkgerät, wie sie in den 1970er Jahren bei der Polizei verwendet wurden. Letzte Zweifel verflogen, als der Besitzer auch den original Fahrzeugbrief hervor holte, in dem der Ford 17m mit dem Kennzeichen KO-3532 im Jahr 1971 für die Polizei in Koblenz erstmalig zugelassen wurde. Nach der Außerdienststellung und Abrüstung zum zivilen PKW im Jahr 1982, folgten einige Jahre als Privatfahrzeug und mehrere Besitzer, bis er dann im Alter von über 20 Jahren seinen Standplatz in der Garage in Mayen fand und als Lager für Ersatzteile und Heimat einer Mäusefamilie diente.

Das Interesse an einem original Polizeifahrzeug überwog alle Zweifel hinsichtlich der drohenden Arbeit und so wurde man sich handelseinig und der nicht mehr fahrbereite „Garagenfund“ trat seine Reise nach Marburg an.

Das Kopfschütteln unserer Techniker wollte nicht enden, als stolz der original Ford Streifenwagen aus Koblenz in die Werkstatt des PMC Marburg geschoben wurde. Die Aussagen variierten von „Kernschrott“ bis „der ist das Benzin für den Transport nicht wert“. Doch trotz des vernichtenden Urteils ging es ans Werk und wurde eine erste Bestandsaufnahme durchgeführt. Diese hatte zum Ergebnis, dass die ersten Urteile über den Zustand des Fahrzeugs schon realistisch waren.

Die Karosserie und insbesondere die Fahrzeugfront des Ford 17m hatte im Laufe seines Lebens erheblich unter Blechschäden gelitten. Diese waren nur sehr unfachmännisch wieder zusammengeschweißt worden. Kotflügel und zahlreiche weitere Karosserieteile waren durchgerostet. Der Motor zeigte keinerlei Interesse mehr sich zu drehen. Trotzdem wurde weitergearbeitet. Mit dem ausgebauten V4-Motor startete die Restauration. Als dieser zum Leben erweckt war und wie eine Katze schnurrte war klar, dass auch der Rest des alten Polizeifahrzeugs wiedererstehen sollte. Die komplette Fahrzeugfront musste demontiert und mit vielen Ersatzteilen neu aufgebaut werden.

Ein Teil unserer Techniker im Polizeioldtimer Museum Marburg - Geht nicht, gibt's nicht
Unsere Techniker – Geht nicht, gibt’s nicht.

Aus ganz Deutschland wurden Ersatzteile organisiert, die zur Restauration beitrugen. In unzähligen Stunden erfolgte eine Kernsanierung der Karosserie, der gesamten Fahrzeugelektronik und des Fahrwerks. Nach über 2 ½ Jahren intensiver Restaurations- und Rekonstruktionsarbeit unserer Techniker war es soweit und der Ford 17m Turnier fuhr aus eigener Kraft aus der Werkstatt.         

Lackierung und Polsterarbeiten in Fachbetrieben

Die professionellen Lackierarbeiten übernahmen dankenswerterweise der Autopark Dippel in Neustadt. Großzügige Unterstützung leistete das Ford Autozentrum Marburg, das den Lack spendierte.

Macht sich gut der Ford 17m aus dem Polizeioldtimer Museum Marburg vor dem Ford Autozentrum in Marburg

Der Ford 17m vor dem Ford Autozentrum in Marburg

Die anschließend erforderlichen Polsterarbeiten im Fahrzeuginnern konnten durch das Team der Autosattlerei Nähkraft aus Marburg professionell durchgeführt werden.

Das Team von der Autosattlerei Nähkraft aus Marburg, v. r.  Jens-Peter Jesberg und Matthias Zech, vor dem Ford 17m Turnier aus dem Polizeioldtimer Museum Marburg

Das Team der Autosattlerei Nähkraft in Marburg, Jens-Peter Jesberg und Matthias Zech nach Fertigstellung der Polsterarbeiten.

Für die abschließenden Arbeiten ging es für weitere Monate zurück in die vereinseigene Werkstatt. Zum ersten Öffnungstermin des Museum am 23. April 2023 konnte der Ford der Öffentlichkeit präsentiert werden. Das Urteil der Besucher und auch des früheren Vorbesitzers und Spenders aus Mayen waren ausgesprochen positiv. Die Arbeit hatte sich gelohnt.

Stefan Dippel vom Autopark Dippel in Neustadt und der Vorsitzende Eberhard Dersch freuen sich beim ersten Öffnungstermin im Polizeioldtimer Museum darüber, dass der Ford 17m ein wirklicher Hingucker geworden ist

Stefan Dippel (Autopark Dippel, Neustadt) und Eberhard Dersch (PMC Marburg) bei der Präsentation des Ford 17m Polizei-Streifenwagen.

Hier findet man weitere Daten zum Fahrzeug

Der Ford 17m Turnier (Typ P7) ist der letzte, noch existierende Polizei-Streifenwagen dieser Baureihe und nun Teil der Sammlung zur automobilen Polizeigeschichte im 1. Deutschen Polizeioldtimer Museum Marburg.

Nominierung für den renommierten Preis „Der Goldene Klassiker“

Die Redaktion der Zeitschrift „Auto Bild Klassik“ wurde auf die Restaurierung des sehr seltenen Ford 17m (P7) in Polizeiausführung aufmerksam und nomminierte ihn für den Leser-Preis “Der Goldene Klassiker” in der Kategorie „Restaurierung des Jahres“.

Polizeioldtimer für renommierten Preis nominiert - Der Ford 17 m Turnier aus dem Polizeioldtimer Museum Marburg ist für Preis "Der Goldene Klassiker" vorgeschlagen

Auszug aus der Zeitschrift Auto Bild-Klassik zu der Nominierung des Ford 17m.

Weitere Info auf den Seiten der Auto Bild-Klassik . Besondere Oldtimer-Projekte werden gekürt. Eine Fachjury bewertet nun alle Nominierungen und entscheidet über den Preisträger.

Das Heft Nr. 7 der Auto Bild-Klassik „Restaurierung des Jahres“ erscheint am 15. Juni 2023

Alle Nominierungen sind in der nachfolgenden Bildergalerie anzusehen.

Im Heft Nr. 7 (erschien am 15. Juni 2023, Foto) findet man ab Seite 158 weitere Infos zur Auszeichnung „Der Goldene Klassiker“ für Young- oder Oldtimer sowie die Möglichkeit zur Teilnahme an einem Preisausschreiben.

Hier geht es zur Teilnahmemöglichkeit bis zum 1. Aug. 2023